Das Traditionshandwerk Pecherei -"Glücklich, der a Pech hat!"

Wie ihr ja bereits wisst, besteht die Kaumasse von Alpengummi aus den natürlichen Rohstoffen Baumharz & Bienenwachs. Doch wie und wo wird das Baumharz eigentlich gewonnen?

Was versteht man eigentlich unter “Pecherei”?

Die Pecherei betitelt die Harzgewinnung aus Schwarzkiefern und ist in Österreich eine jahrhundertealte Tradition. Vor allem das Pecherhandwerk in Niederösterreich, das 2011 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde, hat lange die Region gestärkt und ist ein stolzes Handwerk. Im letzten Jahrhundert wurde das wertvolle heimische Harz jedoch von Erdöl und importierter Billigware verdrängt.

Wir von Alpengummi möchten daher die Chance ergreifen, diesem alten Handwerk zu erneuter Anerkennung zu verhelfen. Wir wollen nicht nur das Harz als Produkt verwenden, sondern durch Bewerbung der Pecherei und Transparenz über die Inhaltsstoffe (ist bei Kaumasse eigentlich unüblich!) diesem aussterbenden Handwerk zu neuen Chancen verhelfen.

Bernhard Kaiser beim Anpechen einer Schwarzkiefer.Der Pecher Bernhard bei der Arbeit © Bergfalke GmbH

Die Jahresarbeit des Pechers

Das Arbeitsjahr eines Pechers (die Bezeichnung für denjenigen, der das Harz gewinnt) orientiert sich, wie alle Tätigkeiten, die draußen stattfinden, an den Jahreszeiten. Grundsätzlich beginnt die Saisonarbeit im Frühjahr, wo die aufwendigste Arbeit in Form von Abschlagen der Baumrinde anfällt. Danach kann aus der „Wunde“ das Harz durch Leitspäne in einen Becher rinnen, und so gewonnen bzw. geerntet werden. Die nun offenen Poren will der Baum mithilfe des Harzes schließen, daher müssen diese alle paar Tage erneut geöffnet werden. Nach der Ernte, wenn der Winter naht und die Bäume sozusagen in den Winterschlaf fallen, werden andere Arbeiten gemacht. Zum Beispiel werden die Pechscharten für die nächste Saison mit dem Schartenhobel angefertigt und die Pechergeräte wieder auf Vordermann gebracht, damit im Frühjahr der Arbeitsprozess reibungslos von vorne beginnen kann!

Das Zunftzeichen des Handwerks.Der Dexel, das Zunftzeichen der Pecherei © Bergfalke GmbH

Auswirkungen auf die Bäume

Das Traditionshandwerk der Pecherei besteht seit vielen hundert Jahren und es wird darauf geachtet, dass die Auswirkungen auf den Baum so gering wie möglich gehalten werden! In den Anfängen der Pecherei wurde die Rinde über den gesamten Stammumfang abgebrannt, wodurch der Baum abstarb. Heutzutage beeinträchtigt die moderne Form der Harzgewinnung die Lebensfähigkeit des Baumes aber nicht, da nicht die gesamte Rinde entfernt wird. Dadurch können die Baumsäfte weiterhin fließen, und so die Versorgung der Krone mit Wasser und Nährstoffen gewährleistet werden. Nachdem die Bäume angepecht wurden, können sie also weiterleben (sie wachsen nur etwas langsamer) und sogar noch weitere Male angepecht werden. Das Holz von gepechten Bäumen ist zwar generell von geringerer Qualität und wird daher meist als Brennholz verwendet, jedoch weisen die Querschnitte aufgrund ihrer interessanten Form auch einen hohen Designer-Wert auf!

Dieses Foto zeigt den Querschnitt einer angepechten Schwarzkiefer.

Der besondere Querschnitt eines Pechbaums, auch Mickey-Maus-Ohr © Bergfalke GmbH

Der meistverwendete Baum der Pecherei

Die Schwarzkiefer ist der Baum, der am häufigsten für die Pecherei verwendet wird. Schon in der glorreichen Römerzeit wurde sie zur Harzgewinnung herangezogen, da sie von allen Nadelhölzern der harzreichste Baum ist. Harz wurde in vielen Bereich verwendet, u.a. zum Abdichten von Schiffen (also ohne Harz wäre die Schifffahrt nicht möglich gewesen!). Unter Kaiserin Maria Theresia wurden die Alpenausläufer in der südlichen Region des Wiener Beckens mit der niederösterreichischen Schwarzföhre (pinus nigra austriaca) aufgeforstet, um der Erosion Einhalt zu gebieten und diesen wertvollen Rohstoff ernten zu können.

Das Pecherhandwerk – eine Tradition in Österreich

Die Pechgewinnung und -verarbeitung stellte lange Zeit die wirtschaftliche Lebensgrundlage vieler Familien in der Region dar. Nachdem die Berufspecherei in den 1950er Jahren an Wert verloren hatte (in der Blütezeit konnten noch rund 7000 Familien von diesem Handwerk leben), wurde auch die Schwarzkiefer weniger genutzt. Heutzutage üben dieses Handwerk nur noch eine Handvoll Pecher aus, weswegen die Pecherei in Niederösterreich 2011 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Alpengummi möchte diesem schönen Handwerk zu neuer Anerkennung verhelfen und die Pecherei in Österreich unterstützen!

Der Verein Keaföhrene

Der Verein “KEAföhrene” verdankt seinen Namen dem umgangssprachlichen Wort „Kien“, welches die besonders harzreichen Teile des Baumes bezeichnet (zB. auch im Wort Kienspäne). Die „verkienten“ Teile des Baumes sind besonders dauerhaft und zäh und so werden im Dialekt nicht nur die Bäume, sondern auch Menschen mit scheinbar ähnlichen Eigenschaften als „Keaföhrene“ bezeichnet. Die Mitglieder des gemeinnützigen KEAföhrene - Vereins bestehen aus Personen, Betrieben und Gemeinden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das verbundene Kulturgut an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie bieten eine bunte Mischung an Produkten, Informationen und Aktivitäten rund um die Schwarzföhre und die Pecherei. Auch Alpengummi ist Mitglied dieses einzigartigen Vereins.

Mit diesem Beitrag möchten wir euch zeigen, dass besonders Traditionshandwerke in Österreich wieder mehr Beachtung bekommen sollten. Denn die heimische Wirtschaft und vor allem regionale Produkte zu fördern, tut nicht nur der Umwelt, sondern auch uns selbst gut!

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